23.10.2025

Besuch des Landespolizeipräsidenten in Wrocław und Niederschlesien

© Landespolizeipräsidium Sachsen

Impulse für die Weiterentwicklung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit

Im Rahmen eines Austauschs zur internationalen Zusammenarbeit fuhr Landespolizeipräsident Jörg Kubiessa mit einer Delegation vom 23. bis 25. Oktober 2025 in die sächsische Partnerregion nach Wrocław und Niederschlesien. Die Reise diente der Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen sowie dem Ausbau institutioneller und fachlicher Kontakte in den Bereichen der Polizei allgemein, der Aus- und Fortbildung sowie der Erinnerungskultur insbesondere. Die inhaltliche und organisatorische Koordination des Aufenthaltes wurde vom Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Wrocław übernommen.

Den Start der Reise bildete ein vielseitiges Briefing im Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Wrocław. Der Austausch mit Generalkonsul Martin Kremer bot einen fundierten Überblick über die vielfältige deutsch-polnische Zusammenarbeit in den Bereichen Grenzkriminalität, innere Sicherheit, Wirtschaft und Bildung und bildete so die Grundlage für die folgenden Programmpunkte. Dem Besuch im Konsulat folgte die Vorstellung des geplanten EU-Projektes ALERT 24 im Marschallamt der Woiwodschaft Niederschlesien.

Im Zentrum für Geschichte »Zajezdnia« erhielt die Delegation in der Folge einen lebendigen und eindrucksvollen Einblick in die Nachkriegsgeschichte Wrocławs. Die Ausstellung dokumentiert einprägsam den Wiederaufbau der Stadt nach 1945, den gesellschaftlichen Wandel sowie den Weg zur deutsch-polnischen Verständigung bis in die heutige Zeit. Der Besuch verdeutlichte, wie historische Aufarbeitung und politische Bildung in Polen zur Förderung demokratischer Werte beitragen können.

Am 24. Oktober begrüßte der Woiwodschaftskommandant der Polizei in Wrocław, Herr Oberinspektor Paweł Półtorzycki die Delegation in seinem Haus. Er informierte über die aktuelle Kriminalitätslage in Niederschlesien, sprach über strukturelle Herausforderungen der polnischen Polizei sowie über bestehende Formen der Zusammenarbeit mit den sächsischen Sicherheitspartnern. Beide Seiten betonten im offenen und vertrauensvollen Gespräch die Notwendigkeit einer partnerschaftlichen Kooperation auf Augenhöhe.

Im Institut für Nationales Gedenken (IPN) in Wrocław wurde im nächsten Programmpunkt ein umfassender Überblick zu Möglichkeiten der Aufarbeitung von Verbrechen totalitärer Regime sowie der Vermittlung historischer Bildung geboten. Während einer Führung durch die »Station Geschichte« und das angeschlossene Archiv wurden zudem Forschungs- und Bildungsprojekte vorgestellt, die sich unter anderem mit der Rolle der Polizei, des Sicherheitsdienstes und der Militärpolizei in der Nachkriegszeit beschäftigen.

Zum Abschluss des Aufenthalts in Wrocław nahm die Delegation an einer thematischen Stadtführung zur jüdischen Geschichte und Gegenwart teil, die den kulturellen Reichtum und die komplexe Vergangenheit Wrocławs nochmals eindrucksvoll verdeutlichte.

Am letzten Tag des umfassenden Austauschs stand die Stiftung Kreisau für die Europäische Verständigung in Krzyżowa auf der Agenda. Während einer historischen und pädagogischen Führung erfuhren die Gäste mehr über den Kreisauer Kreis, den Widerstand gegen das NS-Regime und die Bedeutung des Ortes für die deutsch-polnische Versöhnung nach 1945. Das pädagogische Team der Stiftung präsentierte seine vielfältigen Bildungsprogramme, die die Begegnung, die Erinnerung und die Demokratiebildung miteinander verbinden.

Auf dem Weg zur Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Groß-Rosen in Rogoźnica machte die Gruppe in Świdnica halt, um die dortige beeindruckende Friedenskirche, ein UNESCO-Weltkulturerbe und bedeutendes Zeugnis evangelischer Kulturgeschichte, zu besichtigen.

Die Gedenkstätte Groß-Rosen bildete mithin den Abschluss der Reise. Nach einer Einführung zur Geschichte des Lagers wurde das weitläufige Gelände mit rekonstruierten Baracken und mehreren Ausstellungen besichtigt. Besonders eindrucksvoll war die dreisprachige Ausstellung »Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat«, die von der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster konzipiert wurde und zur kritischen Auseinandersetzung mit der Rolle der Polizei im Nationalsozialismus anregt.

Die Delegation zog ein durchweg positives Fazit der Reise. Die zahlreichen Begegnungen, Gespräche und Besichtigungen boten wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Bereich der Polizei, insbesondere im Studium, der Aus- und Fortbildung sowie der Erinnerungskultur. Besonders hervorzuheben ist die Offenheit und Kooperationsbereitschaft der polnischen Partnerinstitutionen, die anregen, den fachlichen und persönlichen Austausch zwischen Sachsen und Niederschlesien weiter zu vertiefen. Die Reise trug zudem maßgeblich zur Stärkung des gegenseitigen Verständnisses bei und legte die Grundlage für mögliche zukünftige gemeinsame Projekte, die der Förderung von Dialog, Demokratie und europäischer Verantwortung dienen können.

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