Gedenkkonzert anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz-Birkenau

Am 27. Januar 2025 jährte sich der 80. Jahrestag der Befreiung des deutschen nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.
An den Feierlichkeiten in Auschwitz nahmen 56 Delegationen von Staaten und internationalen Organisationen teil. Deutschland wurde von einer fast 100-köpfigen Delegation vertreten, der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz vorstanden.
An diesem besonderen Tag gedachte auch das Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Breslau der Millionen Opfer des Nationalsozialismus, Juden, Polen und Menschen anderer Nationalitäten, Tausender Unschuldiger, die wegen ihrer Herkunft, Religion, politischen Überzeugung, sexuellen Orientierung oder Hautfarbe verfolgt und ermordet wurden. In der Konzerthalle der Karol-Lipiński-Musikakademie fand ein Gedenkkonzert statt, an dem Künstler der Semperoper Dresden, das Orchester und die Chöre der Musikakademie in Breslau sowie der Ryszard-Bukowski-Musikoberschule mitwirkten.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Anna Leniart, Leiterin des Sächsischen Verbindungsbüros in Breslau. In ihrer Rede schilderte sie das Konzentrationslager Auschwitz als eine Hölle auf Erden. Von rassistischem Wahn getrieben, planten die nationalsozialistischen Machthaber des Dritten Reiches die vollständige Vernichtung des jüdischen Volkes. Sie errichteten ein Netzwerk von Lagern – Todesfabriken, in denen das Morden industriellen Maßstab annahm. Der Auschwitz-Überlebende und spätere polnische Außenminister Władysław Bartoszewski sagte: Auschwitz bleibe „eine brennende Wunde der Menschheit, ein Schrei der Opfer, der ewig zum Himmel emporsteigt“. Dieser große Pole, Gerechter unter den Völkern, appellierte kurz vor seinem Tod im Namen der überlebenden Zeugen des Holocaust: „Ich habe Bericht erstattet, ich habe Zeugnis abgelegt. Die Letzten von uns gehen. Unsere Geschichten bleiben – es wäre gut, wenn ihr daraus lernt.“.
Die Regierung des Freistaates Sachsen wurde durch Dr. Andreas Handschuh vertreten, den Chef der Sächsischen Staatskanzlei und Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten. In seiner Ansprache sprach er über Versöhnung und über die Aufgabe, die uns allen durch die Geschichte auferlegt wurde. Die Versöhnung, die nach der Tragödie des Holocaust möglich wurde, war das Ergebnis der beharrlichen Arbeit beider Nationen für den Frieden. Im November jährt sich zum 60. Mal der Brief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder. Im Jahr 1965, nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, schrieben sie die historischen Worte: „Wir vergeben und bitten um Vergebung.“ Dies war der Beginn eines Dialogs, ein Versuch, sich der tragischen Vergangenheit zu stellen, der erste Schritt auf dem Weg zur Versöhnung. Die Versöhnung, die zwischen unseren Völkern möglich wurde, dürfen wir heute als ein Wunder betrachten. Wir blicken darauf mit tiefer Dankbarkeit und fühlen uns verpflichtet, weiter für Frieden und Einheit zu arbeiten.
Für die Woiwodschaft Niederschlesien hielt Vorstandsmitglied Jarosław Rabczenko die Festrede. Er erinnerte an die tragische Geschichte des Holocaust, dessen Fundament der Antisemitismus war, eines der zentralen ideologischen Elemente des Nationalsozialismus. Marschall Rabczenko schlug den Bogen zur Gegenwart und warnte vor ideologischen Strömungen in Europa und der Welt, die selbst in den größten Demokratien immer mächtiger werden. Es sei unsere gemeinsame Pflicht, diesen Ideologien entschieden entgegenzutreten und für Demokratie, Freiheit und Sicherheit einzustehen.
Auf dem Programm des Gedenkkonzerts standen unter anderem Auszüge aus der Oper "Die Passagierin" mit Musik des polnisch-jüdischen Komponisten Mieczysław Weinberg und einem Libretto, das auf dem Roman der polnischen Schriftstellerin Zofia Posmysz basiert. Beide hatten das Trauma von Auschwitz persönlich erfahren. Weinberg verlor seine engsten Angehörigen im Lager, Zofia Posmysz war selbst Häftling in Auschwitz. Der Albtraum des Lagers wurde zur Grundlage ihres bekanntesten Werkes "Die Passagierin". Den ersten Teil des Konzerts schlossen zwei Lieder von Karol Szymanowski ab: "Der Schwan", op. 7, sowie "Sonnenaufgang" aus dem Zyklus "Drei Lieder", op. 32, nach Gedichten von Dmitri Dawydow. Im zweiten Teil führten die Künstler eines der schönsten Werke der Trauermusik auf – das "Requiem d-Moll", op. 48, von Gabriel Fauré für Sopran, Bariton, Chor und Orchester.
Beim Konzert traten Solisten des Jungen Ensembles der Semperoper auf: Justyna Rapacz (Mezzosopran), Gerrit Illenberger (Bariton), Fernanda Allande (Sopran), sowie Nathan Raskin (Klavier). Es spielten das Kammerorchester und der Chor „Feichtinum“ der Karol-Lipiński-Musikakademie sowie das Kammerorchester und das Vokalensemble der Ryszard Bukowski Musikoberschule unter der Leitung von Artur Wróbel.
Das Gedenkkonzert wurde von der Fotoausstellung "Bruno Schulz – Ghetto Perdito – in Memoriam" von Mariusz Kubielas begleitet, inspiriert vom Werk des bedeutenden polnisch-jüdischen Künstlers Bruno Schulz. Die von Dr. Lidia Głuchowska kuratierte Ausstellung erinnerte an den kulturellen Reichtum des osteuropäischen Chassidismus vor dem Zweiten Weltkrieg.
An diesem besonderen Ereignis nahmen über 300 Gäste teil, darunter Vertreter des Freistaates Sachsen, der Woiwodschaften Niederschlesien und Lebus, der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, Vertreter des diplomatischen Korps, Abgeordnete des Sächsischen Landtags, Mitglieder des Regionalparlaments der Woiwodschaft Niederschlesien, herausragende Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft beider Länder, Angehörige der akademischen Welt sowie zahlreiche Gäste aus Niederschlesien und Sachsen.